Liebe an der gendermedizinischen Lehre Interessierte!
Die Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin e.V. (DGesGM®), das Institut für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) und das Prodekanat für Studium und Lehre der Charité Berlin begrüßen Sie ganz herzlich auf unserer Webseite.
Die 1. Tagung zu „Kompetenzen in der Gendermedizinischen Lehre“ ist abgeschlossen und wir blicken zurück auf viele spannende Vorträge und anregende Gespräche.
Ist die Gendermedizin raus aus den Kinderschuhen?
Am 02. Und 03. November wurde intensiv diskutiert an welchem Punkt die Lehre zu geschlechtersensiblen Aspekten nun steht und welche Fortbildugnsmöglichkeiten für Lehrende in Zukunft angeboten werden können. Dr. Ute Seeland eröffnete die Tagung. Es war gelungen ProtagonistInnen aus Lehre, Grundlagenforschung, Klinik und ärztlicher Selbstverwaltungspolitik einzuladen, um zu zeigen, welche Fortschritte schon gemacht worden sind und an welchen Hürden einzelne Universitäten scheitern. Die Notwendigkeit, interdisziplinär und intersektoral in der gendermedizinischen Lehre zusammen zu arbeiten, machte Frau Seeland daran deutlich, dass die Kompetenzen, die von einer in der Gendermedizin lehrenden Person erwartet werden, komplex sind.
Abbildung: Kernkompetenzen einer Gendermediziner/in;
Ute Seeland adaptiert von CanMeds [Frank 2005]
Nachdem die Vortragenden ihre eigenen Sichtweisen zur Notwendigkeit der Integration von gendersensiblen Inhalten in die medizinischen Curricula und in die ärtlichen Fort- und Weiterbildugnsmöglichkeiten zu integrieren, dargestellt hatten, griff die Moderatorin der Podiumsdiskussion Dr. Martina Kloepfer das von Prof. Harm Peters postulierte Statement auf: „Die Gendermedizin ist nun aus den Kinderschuhen raus und muss sich jetzt als Erwachsene mit den anderen Disziplinen messen lassen und um die begrenzten Plätze im Curriculum kämpfen.“ Das Podium mit der Vize-Prodekanin für Studium und Lehre Prof. Adelheid Kuhlmey, Dr. Heidrun Gitter, die Präsidentin der Ärztekammer Bremen und Dr. Astrid Bühren, 2. Vorsitzende der DGesGM, sowie das Fachpublikum widersprachen teils heftig und merkten an, dass das Statement Gültigkeit hat für die Charité-Berlin, bei weitem aber nicht für Deutschland. Die Akzeptanz zur Notwendigkeit, ProtagonistInnen an den einzelnen Universitäten zu fördern, steckt noch in den Kinderschuhen. Der Gedanke der gendersensiblen Medizin ist noch lange nicht in den Köpfen der Studierenden verankert. Weiterhin gibt es einzelne Veranstaltungen für die niedergelassenen KollegInnen, die sich mit gendermedizinischen Themen beschäftigen, konkrete Handlungsanweisungen und koordinierte Fortbildungspläne gibt es noch nicht. Diese sind aber wichtig, um die Translation von der universitären Lehre in die Versorgung der PatientInnen zu gewährleisten und damit ein besseres Outcome für alle Menschen zu erreichen.
Dr. Kloepfer blickte auch ins Ausland z.B. nach Österreich und stellte fest, dass es dort bereits mehrere Professuren für das Fach Gendermedizin gibt und einen postgraduellen Lehrgang zu „Gender Medicine“. Dr. Ute Seeland betonte das umfangreiche Wissen in der Gendermedizin, welches eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Handlungskompetenz ist mit Mehrwert für die PatientInnen. Diese Zusatzkompetenz sollte mittelfristig mit einer führungsfähigen Bezeichnung, die durch die Bundes – und Landesärztekammern anerkannt ist, gewürdigt werden. Erst wenn diese Sichtbarkeit erreicht ist, werden wir mehr Lehrende in der Gendermedizin ausbilden können und deutlich schneller vorankommen mit der Integration und Translation gendersensibler Inhalte in die Medizin. Dr. Heidrun Gitter überzeugte die Podiumsdikussion und würdigte die bisherigen Anstrengungen zur Integration einer strukturierten curricularen Fortbildung „Gendermedizin“ in das Angebot der Ärztekammern und wird diesen Weg mit uns weiter gehen.
Prof. Vera Regitz-Zagrosek berichtete über ihr neuestes Projekt GenCAD und zeigte die daraus entstandenen Factsheets zu Geschlechteruntershieden bei der koronaren Herzerkrankung, die sowohl für alle Fachkräfte, die in der Medizin tätig sind, zur Verfügung stehen als auch für die allgemeine Bevölkerung in 24 Sprachen. Inhaltlich wurde auch viel gearbeitet in den Schreibwerkstätten und sowohl vorhandene als auch neue Lernziele (weiter-)entwickelt. Als Basis dienten die eigenen Lehrerfahrugnen und die Inhalte der eGender Kommunikations- und Lernplattform, die nun erweitert und aktualisiert werden. Die Digital Lounge wurde gut genutzt, um sich mit neuen Lehrformaten vertraut zu machen und steht online noch weiter für Sie zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ute Seeland – wissenschaftliche Mitarbeiterin, GiM
Dr. Sabine Ludwig – wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prodekanat
Prof. Dr. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek – Direktorin, GiM
Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey – Vize-Prodekanin für Studium und Lehre